Himmel und Hölle zugleich
(Installation „Wespentaille“, Museum St. Ingbert, Kunstszene Saar, „Visionen 2000“)
Dr. Berthold Schmitt | M.A. Kunsthistoriker | Kunst Kurator | Inhaber Kunstmagazin "KulturBetrieb"- Leibzig | Germany
Schönheitsideale können Himmel und Hölle zugleich sein. Verlockend die Vorstellung, sich dem Traum vom perfekt geformten,Vitalität und Glück ausstrahlenden Körper hinzugeben. Niederschmetternd hingegen die bittere Erkenntnis und die Enttäuschung, wenn der eigene Körper diese Erwartungen und Wünschen nicht entspricht. In ihrer Installation Wespentaille arbeitet Judith Sturm mit den vorgeformten Bildern, die wir – gefüttert durch die Vorgaben der Beauty- und Lifestyle-Industrie – im Kopf mit uns herumtragen. Ein knappes rosarotes Mieder und weit darunter ein Paar Schuhe vervollständigen gedanklich den gertenschlanken, langbeinigen Modelkörper. Signal erkannt, Projektion eingelöst – alles in Ordnung. Wirklich alles in Ordnung? Mieder und Schuhe sind leere Hüllen, austauschbare Versatzstücke ständig sich wandelnder Ideale eines gigantischen Wirtschaftszweiges, denen der Schönheitsbewusste oder -verblendete rastlos hinterher eilt und doch nie an das Ziel gelangt.
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